Das Virus setzt das Angebot unter Druck

Als unerwartetes Symptom von COVID-19 verzeichnete das Bundesamt für Statistik einen Rückgang des Leerstandsangebots in allen Schweizer Kantonen um 9,5 %. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Einerseits zwangen die verschiedenen Beschränkungen im Zusammenhang mit dem Lockdown die Bauunternehmen, ihr hohes Tempo zu verlangsamen, das die Leerstandsquote auf einem hohen Niveau hielt. Die Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung zwangen die Bauunternehmen, selbst bei oftmals vollen Auftragsbüchern, die Segel zu streichen. Die gesundheitlichen Einschränkungen, die den Arbeitgebern vorschrieben, die Anzahl der Beschäftigten auf den Baustellen zu reduzieren, zwangen die Bauunternehmen, bestimmte Projekte zeitlich zu strecken. Auch wenn es sich um ein Novum handelt, alarmiert diese Situation die Fachleute nicht, die mehrheitlich der Meinung sind, dass es sich hier um ein konjunkturelles Phänomen handelt und dass dieser Trend nicht anhalten wird. In der Deutschschweiz, aber auch in den Kantonen Freiburg, Waadt und Genf sind die Bauarbeiten bereits wieder in vollem Gange und zahlreiche Projekte befinden sich im Bau.

Was von der Pandemie bleiben wird

Während diese plötzliche Schrumpfung des Wohnungsangebots bald der Vergangenheit angehören wird, hat sich die Nachfrage nach Wohnraum tiefgreifender verändert, da sich die Erwartungen der Bevölkerung an den Wohnraum stark verändert haben. Zunächst ist festzustellen, dass die Mieterinnen und Mieter nun nach grösseren Räumlichkeiten suchen. Dies ist ein Nebeneffekt der Telearbeit, die in jedem Haushalt das Bedürfnis nach einem Büro, das diesen Namen verdient, geweckt hat. Die zweite Veränderung ist, dass die Nähe zum Arbeitsplatz immer weniger ein wichtiges Auswahlkriterium ist, während die Lebensqualität immer wichtiger wird. Dies hat zur Folge, dass der Druck auf die grossen Stadtzentren zugunsten kleinerer Orte in periurbanen und ländlichen Gebieten abnimmt. Der Wunsch nach grösseren, wohnlicheren und multifunktionalen Räumen dürfte sich in den kommenden Jahren dauerhaft in der Immobilienlandschaft etablieren.